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Schwerer Vertrauensbruch durch Heinz-Günther Nesselrath
– Verurteilung ‐

Thorwald C. Franke
© 30. März 2021


Prof. Dr. Heinz-Günther Nesselrath (Göttingen) hat einen schweren Vertrauensbruch begangen. Ich muss das in chronologischer Reihenfolge erzählen.

Bis vor kurzem lebte ich in dem Eindruck, dass es zwischen Heinz-Günther Nesselrath und mir zwar einerseits heftige Meinungsverschiedenheiten gibt, aber andererseits auch ein rudimentäres Maß an gegenseitigem Respekt. Nesselrath hat sich in seiner Kommunikation mit mir immer einer gewissen Ironie bedient, aber Sachargumente standen in unserem Austausch definitiv im Vordergrund. Nesselrath begrüßte sogar einige meiner Ansichten oder übernahm sie sogar! Mehr kann man nicht erwarten, wenn man der Idee nachgeht, dass Platons Atlantis ein realer Ort gewesen sein könnte. Das war in Ordnung.

Am 13. März 2021 erschien mein Atlantis-Newsletter Nr. 157 (Link unten), in dem es um Nesselrath und seine Kritik an Tony O'Connell, dem Autor der Website Atlantipedia, ging. Ich wagte z.B. zu schreiben:

"Heinz-Günther Nesselrath spielt mit dem fehlenden Wissen seines Gegenübers. Mit Leichtigkeit entlarvt er bestimmte Aussagen, als wären sie völliger Unsinn, und erweckt den Eindruck, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Dies erreicht er, indem er eigene Aussagen zur Sache vermeidet und sehr weit offene rhetorische Fragen stellt. Mit mehr Ahnung von der Materie würde man erkennen, dass es differenzierte Antworten auf diese Fragen gibt. Antworten, die zeigen würden, dass die Aussagen von O'Connell nicht völliger Unsinn sind.

Ich frage mich nun, ob diese quick-and-dirty Art der Argumentation unter ethischen Gesichtspunkten akzeptabel ist? Sind solche Argumente für weniger gebildete Leser hilfreich? Welche Missverständnisse können durch Nesselraths Art zu argumentieren entstehen? Würde Nesselrath diese Argumente in anderen Kontexten zitiert haben wollen? Und nicht zuletzt: Dieser Stil erinnert sehr an die schrecklichen rhetorischen Fragen von Franz Susemihl, dem Begründer der akademischen Atlantisabstreitung, der sich selbst und andere mit seinem romantischen Weltbild betrogen hat." (übersetzt aus dem englischen Original)

Diese Worte ließen Heinz-Günther Nesselrath explodieren.

In einer E-Mail schrieb mir Nesselrath nur 40 Minuten später, dass ich in diesem Newsletter angeblich "völlig ungehemmt" über ihn "hergefallen" sei. Diese extreme Reaktion lässt sich nicht mit meinen kritischen Nachfragen im Newsletter erklären. Offensichtlich hatte ich einen Nerv getroffen. Ich vermute, Nesselrath fühlte sich dabei ertappt, wie er schmutzige Methoden anwandte.

Aber das war erst der Anfang.

Am selben 13. März 2021 lud Heinz-Günther Nesselrath seinen mir bis dahin nicht bekannten Bologna-Vortrag vom April 2017 (!) hoch, in dem er mich mit dem pseudowissenschaftlichen Atlantologen Graham Hanock in einen Topf warf. Man stelle sich vor! Damit werde ich von Nesselrath der lächerlichsten Lächerlichkeit preisgegeben, und mein Beitrag zur Wissenschaft wird schlicht negiert! Von ihm, Nesselrath, der einige Sichtweisen von mir übernommen hat. Und nicht nur das, Nesselrath stellte mich sogar als ignoranter dar als Graham Hancock! Nesselrath erweckte den Eindruck, dass ich protze und prahle, wie es typische pseudowissenschaftliche Atlantologen tun, oder dass ich auf oberflächliche Interpretationen, voreilige Schlüsse und andere typische Denkfallen pseudowissenschaftlicher Atlantologen hereinfallen würde. Es wurde der Eindruck vermittelt, dass ich glauben würde, dass das "Atlantis thalassa" des Herodot etwas mit Platons Atlantis zu tun hätte, wegen des Wortes "Atlantis"! Dass ich versucht hätte, aus Herodot einen "Kronzeugen" für Atlantis zu machen! Ausgerechnet Herodot, der nicht eine einzige Zeile über Atlantis geschrieben hat. Und meine ganze Idee der historischen Kritik bleibt unerwähnt, während Graham Hancock dafür gelobt wird, die 9.000 Jahre von Atlantis "bewahrt" zu haben (nämlich durch seine pseudowissenschaftliche, wortwörtliche Lesart, aber das wird von Nesselrath nicht erklärt), während ich angeblich die 9.000 Jahre "ignoriert" habe (wegen der historisch-kritischen Methode, aber auch das wird nicht erklärt). Also, das ist wirklich, wirklich schmutzig.

Und dieser Vortrag wurde 2017 gehalten. Das bedeutet, dass Nesselrath mir gegenüber mindestens vier Jahre (!) lang den falschen Eindruck eines mehr oder weniger fairen, wenn auch distanzierten und manchmal etwas ironischen Meinungsaustausches erweckt hatte. Diesen Austausch von Argumenten mit mir setzte Nesselrath auch nach (!) seinem Bologna-Vortrag fort, und es war wirklich ein Austausch von Argumenten, z.B. in seinen "Bemerkungen" von 2017 zu meinem Buch "Kritische Geschichte" von 2016, die er mir am 10. Juli 2018 zugänglich machte. Und während er in seinen "Bemerkungen" schrieb: "Es kann hier nicht um eine Auseinandersetzung mit dieser These gehen; dazu ist Frankes angekündigte Publikation abzuwarten", hatte er in Wahrheit in seinem Bologna-Vortrag schon längst aufgehört zu warten (!) und war – ja! – ungehemmt über mich hergefallen. Und während er sonst das Buch von Vidal-Naquet kritisiert und mir dabei teilweise zustimmt, empfiehlt er in seinem Bologna-Vortrag dieses Buch, lässt aber mein Buch "Kritische Geschichte", das viele Fehler von Vidal-Naquet aufklärt, völlig unerwähnt, d.h. das Buch jener Person, über die dieser Vortrag gehalten wird. Das Ganze ist ein Spiel von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Auch das ist sehr schmutzig. Und nach vier Jahren kann der Schaden auch nicht mehr eingedämmt werden.

Und noch tiefer in den Sumpf hinein:

Auf Nesselraths Bologna-Vortrag habe ich am 14. März 2021 eine trockene und sachliche Antwort versucht, mit einem sehr zurückhaltenden Fazit: "Normalerweise ist der Autor dieses Vortrags ein feinsinniger Autor mit fruchtbaren Einsichten. Doch diesmal muss ihn irgendetwas von seiner gewohnten Argumentationsweise fortgerissen haben. Heinz-Günther Nesselrath ist mit diesem Vortrag dem Ideal der Wissenschaft nicht gerecht geworden." (übersetzt aus dem Englischen)

Doch statt umzudenken, eskalierte Heinz-Günther Nesselrath nur weiter, jetzt mit seiner Antwort unter dem vielsagenden Titel "On Praising Oneself and Bashing of Others" vom 21. März 2021. Wiederum schrieb ich am 22. März 2021 eine immer noch weitgehend sachliche Antwort in einer Bullet-Liste, fügte aber diesmal vorsichtig die Worte hinzu, dass Nesselraths Angriff "irrational und beleidigend" sei, und schloss: "Nesselrath vermied es, irgendetwas zuzugeben, obwohl dies seine Pflicht ist. Er ist nur noch tiefer in den Sumpf gegangen." (übersetzt aus dem Englischen)

Danach nur noch Schweigen von der anderen Seite.

Nicht ich habe das eskalieren lassen.

Und ich bin fassungslos über das Böse, das ich sehe.

Nesselraths objektiv schmutzige Art zu handeln und zu argumentieren stellt einen schweren Vertrauensbruch dar. Es scheint, dass Heinz-Günther Nesselrath glaubt, dass alles erlaubt ist, wenn es gegen Personen geht, die er willkürlich und pauschal als "Atlantologen" beurteilt. Das ist unmoralisch.

Es ist auch schädlich für die Wissenschaft selbst, denn es stellen sich unbequeme Fragen: Können Wissenschaftler wie Nesselrath ihre Ansichten über Atlantis nur noch mit schmutzigen Mitteln verteidigen, sobald jemand daherkommt und ihre Lehren infrage stellt, der nicht so leicht zu widerlegen ist wie ein Graham Hancock? Es ist in der Tat schwer vorstellbar, dass der Bologna-Vortrag wegen eines Graham Hancock stattgefunden hat. Nesselrath hält ja auch keine Vorträge über das jeweils neueste Buch von Erich von Däniken. In der Ankündigung des Vortrags war von "neueren Versuchen (hauptsächlich von deutschen Atlantologen)" (übersetzt aus dem Englischen) die Rede. Aber es wurde nur über einen einzigen deutschen angeblichen "Atlantologen" gesprochen, nämlich über mich. Der Bologna-Vortrag wurde offensichtlich wegen mir und nur wegen mir gehalten, und Graham Hancock wurde nur erwähnt, um mich mit ihm in einen Topf zu werfen. – Eine andere unbequeme Frage ist, ob es dumm und naiv ist, von Wissenschaftlern zu erwarten, dass sie dem Ideal der Wissenschaft gerecht werden? Sollen wir Nesselraths Verhalten einfach als "normal" akzeptieren?! Weitere unbequeme Fragen tauchen auf: Bestätigt Nesselraths Verhalten die Meinung von Pseudowissenschaftlern, dass die real existierende Wissenschaft kein Unterfangen ist, der Wahrheit näher zu kommen, sondern nur ein Spiel um Macht und Einfluss? Stimmt es am Ende, dass sich Wissenschaftler zu einer Verschwörung zusammenschließen, um unerwünschte Meinungen zu unterdrücken?

Um es klar zu sagen: Ich glaube nicht an solche pseudowissenschaftlichen Verschwörungstheorien. Das habe ich immer klar gesagt. Ich spiele das Spiel der Pseudowissenschaftler nicht mit. Aber eines muss auch klar sein: Mit dem Anspruch, Wissenschaftler zu sein und Wissenschaft zu betreiben, kann man sich nicht wie eine Wildsau im Wald verhalten, die sich in schmutzigen Sümpfen suhlt.

Fassen wir Nesselraths Fehlverhalten zusammen:

Es tut mir in der Seele weh, aber es ist nicht möglich, das Geschehene zu ignorieren. Wir können jetzt nicht einfach weitermachen und wieder zur Tagesordnung übergehen. Das Böse selbst hat sich vor unseren Augen entfaltet. Und das Böse muss vom Antlitz der Erde ausgetilgt werden. Platon gibt uns in seinem Atlantis-Dialog Kritias die Methode an die Hand, wie das zu bewerkstelligen ist: "Die rechte Strafe aber besteht darin, daß er aus Irrenden uns zu Kundigen mache." (Kritias 106b; Übersetzung Franz Susemihl). Heinz-Günther Nesselrath muss sich von seinem Fehlverhalten distanzieren, indem er sein Fehlverhalten offen zugibt, einen anderen Ausweg gibt es nicht. Es ist keine Option, Gnade zu gewähren, wo keine Reue vorhanden ist.

Nicht mein Wille, sondern das Diktat der Umstände bringen es mit sich, dass Heinz-Günther Nesselrath solange verurteilt ist, bis er seine Meinung ernsthaft ändert. Oder um es mit Lessings Ringparabel zu sagen: Nesselrath hat seinen Ring soeben weggeworfen.

Die Tür wird immer offen stehen für Heinz-Günther Nesselrath, um auf unsere Seite zurückzukommen, auf die Seite des Humanismus, der Würde, der Pflicht, der Ordnung, der Rationalität und des Mitgefühls. Aber die Eintrittskarte zurück zum Vertrauen ist nicht umsonst zu haben.

Wir erwarten, dass Prof. Dr. Heinz-Günther Nesselrath / Göttingen folgendes erklärt:


Dokumentation

Atlantis Newsletter Nr. 157, 13 März 2021 (Englisch):
https://www.atlantis-scout.de/atlantis_newsl_archive.htm#an157

Ablauf der Ereignisse nach dem Newsletter (Englisch):
Bologna-Vortrag 2017 – Meine Rezension – Nesselraths Antwort – Meine Antwort im PS der Rezension.
https://www.atlantis-scout.de/atlantis-nesselrath-bologna.htm



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